Wenn wir uns in eine Person hineinfühlen wollen und können, ist das eine teilweise angeborene, mindestens aber sehr früh erworbene menschliche Fähigkeit1 Es liegt nahe, dass wir uns zwar in einige Personen einfühlen können, aber diese Einfühlung, die sehr persönlich ist, begrenzt ist auf eine bestimmte Anzahl an Personen. Rutger Bregman schreibt, dass diese Grenze auf uns nahe stehende Personen beschränkt ist und durch Nachrichten, insbesondere emotionale Nachrichten auch auf andere, fremde Personen erweitert werden kann2 .
Empathie ist in der Therapie in einer Sitzung in der ein Mensch mit einem Menschen kommuniziert sinnvoll und wichtig, braucht jedoch immer noch eine Erweiterung auf die Gesellschaft.
Wenn wir das in der Entwicklungspsychologie betrachten ist der erste Punkt die Bildung der Empathie durch die Bindung an die primäre Bindungsperson, in In der arabischen Sprache zum Beispiel lässt sich das in dem Singular, Dual und Plural erkennen, in der jüdischen Tradition in der Bedingung, dass ein Gottesdienst aus drei Menschen (traditionell drei Männern) besteht.
So braucht es bei einer Gruppe von mehr als zwei Personen eine korrigierende Funktion die in der Entwicklungspsychologie als Triade bezeichnet wird3 , also die Auflösung der Zweierbeziehung (Dyade). In der Medizin wird bei einer Behandlung von Menschen immer eine praktiziert, diese bezeichnet die Zuordnung der vorhandenen Kräfte zu den aktuell auftretenden Anforderungen.
Dies bedeutet die Zuteilung von Ressourcen eines Behandlers zu mehreren Patienten, was praktisch immer vorkommt. Der Prozess der Triage ist für die einzelnen Menschen immer auch ein ethischer Konflikt, im Extremfall werden hier sehr wahrscheinlich sterbende Menschen sich selbst überlassen, um noch wahrscheinlich Überlebensfähigere retten zu können. Entgegen der menschlichen Intuition werden in der Notfallmedizin bei großen Unfallereignissen mit vielen Verletzten laut schreiende Menschen "links" liegen gelassen, (Sie haben offensichtlich noch Kraft und Atem genug zum schreien) und Ärzte lernen, sich um die stillen Menschen zuerst zu kümmern.
Dieser Konflikt ist für alle helfenden Berufe bestehend.
Wir können Empathie mit einer Person haben, merken, wie viel Zuwendung sie benötigt, haben aber nur begrenzte Mittel zur Verfügung und müssen uns dem nächsten Menschen zuwenden. Aber auch wenn wir einen Spaziergang durch die Stadt machen, und eine bettelnde Person antreffen, können wir etwas geben, aber wie ist es mit 3 oder 5 oder 15 Bettelnden, wie mit dem Leid von dem wir nur wissen, dass es existiert in unserer ganzen Stadt, in unserem Land, in der Welt, es aber nicht sehen?
Viele Menschen heute gehen von einer Unmöglichkeit aus, diesem Umstand gerecht zu werden und spenden nun entweder gar nicht mehr (die Spendenbereitschaft nimmt von Menschen mit mehr Bildung und Einkommen ab) oder wendet sich dem sogenannten effektiven Altruismus zu, der die Mittel möglichst "effizient" verteilt.4
Die Grenzen
Empathie ist eher Mitleid als Mitgefühl. Im Englischen ist "empathy" häufiger das mit-leiden und selbst involviert zu werden. "Compassion" meint häufig das Mit-fühlen und aktiv sein, ohne sich überwältigen zu lassen.
- 1Empathie. In: Wikipedia [Internet]. 2021 [zitiert 26. März 2022]. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Empathie&oldid=218561722
- 2siehe Seiten 228-249 in Bregman R. Im Grunde gut: eine neue Geschichte der Menschheit. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag; 2021. 478 S. (rororo).
- 3Triade (Soziologie). In: Wikipedia [Internet]. 2021 [zitiert 26. März 2022]. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Triade_(Soziologie)&oldid=20…
- 4Effektiver Altruismus. In: Wikipedia [Internet]. 2022 [zitiert 26. März 2022]. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Effektiver_Altruismus&oldid=…